BARRIERENPOSTEN IN DER SCHWEIZ
FRAUENFELD

14b
POSTEN 14b: Fünf Schlagbäume für einen einzigen Bahnübergang sind in der Schweiz ausserordentlich selten - oder gar einmalig.
Der Posten 14b brachte es zu dieser Besonderheit.
Als die Strecke Winterthur - Romanshorn gebaut wurde, nahm man relativ wenig Rücksicht auf bestehende Strassen und Wege. Dazu kommt, dass die Hauptstrasse seit jeher (und darauf bestand man) in Islikon etwas nach Norden führte und somit bereits dort beim Bahnhof einen Übergang verlangte (siehe hier). Der Verlauf der Strasse wurde auch vom Vorhandensein eines teilweise felsigen Hügels am Ortsrand von Islikon (dem Chapf) bestimmt. Beim Bahnbau "klemmte" man das Gleis zwischen Hügel und Strasse. So verliefen Hauptstrasse und Bahn etwa parallel zueinander in Richtung Niederwil. Da ab Niederwil der Strassenverlauf über Mesenriet und Schönenhof ins Zentrum von Frauenfeld reichte, die Bahn aber leicht nördlich an der Stadt vorbei führen musste, war unmittelbar südlich von Niederwil wieder eine Kreuzung zwischen den beiden Verkehrsträgern notwendig. Genau an der Stelle wo sich die Hauptstrasse und die Gemeindestrasse Niederwil-Oberwil kreuzten, entstand dadurch wieder ein Bahnübergang. Kosten sparen war ohnehin immer und immer wieder angesagt, weshalb man die Strassen so beliess, wie sie immer waren und das Geld für ein Brückenbauwerk fehlte.
Das Bild zeigt den Blick aus Richtung Islikon, in einem etwas schrägen Verlauf wird die bereits elektrifizierte Bahn überquert.
Vom Wärterwohnhaus kommend kreuzt die Strasse aus Oberwil das Gleis gleichzeitig mit den Geleisen und führt nach links ins Dorf Niederwil.
Der links etwas zurückgesetzt stehende Schlagbaum deckte einen Landwirtschaftsweg der aus Richtung Mesenriet kam.
Anhand der verwendeten "Technologien" für Barrieren, scheint es logisch und höchstwarscheinlich, dass die ganze Anlage mit 2 Kurbelstöcken bedient werden konnte.
So wurden die beiden Schlagbäume der Hauptstrasse mit einer Kurbel und die anderen 3 mit der zweiten Kurbel bedient.
Der Posten muss aber noch über einen weiteren Kurbelstock verfügt haben, der zur Bedienung einer Barrieren an der Strasse (eher einem Wirtschatsweg) Mesenriet - Krumm erforderlich war.
In den 1930er Jahren, mit der Zunahme des Strassenverkehrs, wurde hier eine Unterführung und eine neue Führung der meisten zulaufenden Strassen gebaut.
Dieses trotz nur weniger Unterlagen sehr aussagekräftige Bild hat Urs Naef, auch nach vielen Recherchen, zu Papier gebracht.
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14c
Posten 14c: Wer heute vom Kurzdorf kommend entlang der Murg unter der Bahn hindurch kommt, findet eine völlig andere Szenerie vor. Am Standort des Fotografen stehen Wohnblocks. Der Verlauf der Kurzenerchingerstrasse wurde hier verändert. Der Autoverkehr muss heute weiter westlich auf einer Brücke die Bahn überqueren.
Den Posten gab es ganz sicher noch zu Beginn der 1960er, aber nach 1964 nicht mehr, als in diesem Bereich kräftig gebaut wurde.
Der Posten erlebte auch selber eine Veränderung, denn noch in den späten 1940er Jahren stand hier ein längliches Postengebäude mit Satteldach, welches ganz offensichtlich durch ein Häuschen des Typs Erne ersetzt wurde.
Dieses Bild, welches ein Zeuge an damals ist, wurde vom Stadtarchiv Frauenfeld zur Verfügung gestellt.
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Ff Rheinstr
Der Stations-Posten westlich des Bahnhofes Frauenfeld im Detail. Die Ansicht entspricht jener von der Rheinstrasse her.
Links geht es zum Bahnhof Frauenfeld, dessen Ausfahr- und Rangiersignale gut zu sehen sind.
In der Bildmitte rumpelt und quietscht gerade die "Wilerbahn" (Frauenfeld - Wil) vor dem Schloss Frauenfeld vorbei. Gefolgt von einem Bus einer Linie ins Umland (vielleicht nach Aadorf?).
Rechts geht es in Richtung Islikon und Winterthur.
Obwohl die Szenierie etwa den 1960er Jahren entspricht, gab es an der Kreuzung bereits eine Ampelanlage zur Verkehrsregelung. Diese konnte vom Posten aus beeinflusst werden.
Damit konnte der bereits sehr rege Strassenverkehr über den Bahnübergang angehalten werden, damit es leichter war die Schranken zu senken.
Da auch bei Rangierfahrten die Schranken, besonders an Werktagen, sehr oft gesenkt werden mussten, war die Ampelanlage eine grosse Hilfe für das Wärterpersonal.
Auch sonst war der Bahnverkehr auf der Strecke Winterthur - Romanshorn sehr rege, mit vielen Personen- und Güterzügen.
Diesen Bahnübergang gab es bis 1997. 1985 wurde jedoch die Barrierenanlage automatisiert und 1999 durch einen unterirdischen (!) Verkehrskreisel ersetzt, somit konnte die Verkehrslast auf der danach nur noch in drei Richtungen bestehenden Kreuzung stark gesenkt werden und die meterspurige Wilerbahn, Busse und Radfahrer bekamen ungehinderte Fahrt zum Bahnhof Frauenfeld.

Link: Eröffnung des Verkehrskreisels  

Diese hervorragend in Szene gesetzte Ansicht des Überganges Frauenfeld Rheinstrasse stammt wiederum von Urs Naef
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14d-1
Posten 14d: Dort wo die Erchingerstrasse das Gleis kreuzt, befand sich Posten 14d.  Unmittelbar auf beiden Seiten des Überganges münden die Wydenstrasse und die Ziegeleistrasse ein.  Die Erchingerstrasse führte in den Ortsteil Langdorf. Heute befindet sich hier nur noch eine Fussgängerunterführung, welche seit 1988 den  Bahnübergang ersetzt.
Da der Übergang durch die einmündenden Strassen recht breit angelegt wurde, entschloss man sich zu recht dünnen rund 15 Meter langen Schlagbäumen, um das Gewicht zu reduzieren.
Oben: nicht nur der private Garten im Vordergrund, sondern auch jener der zum Posten gehörte, waren sehr üppig.
Unten: nochmal 14d von der anderen Gleisseite aus gesehen.
Alle echten Fotos dieser Seite wurden vom Stadtarchiv Frauenfeld zur Verfügung gestellt.
14d2

14dUrsNaef   14d
Posten 14d noch anders:
Links oben: eine gelungene Genesungskarte von Urs Naef, welche mit wenigen Strichen eindrucksvoll die Szene zeigt.
Rechts oben: Vergrösserung des Postenhäuschens des Typs Erne. Ob die Dame auf dem Mofa die Wärterin auf dem Weg in die Mittagspause ist, weiss man leider nicht (Ausschnitt aus Foto vom Stadtarchiv Frauenfeld)
Unten: vom Posten 14d aus wurde Seite Felben auch die Barriere an der eher ländlich aussehenden Kehlhofstrasse bedient. Heute endet diese Strasse stumpf auf beiden Seiten der Bahn.  Diese vergangenen Zeiten wurden von Urs Naef wunderbar festgehalten.
14dK


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