BARRIERENPOSTEN IN DER SCHWEIZ
Erzählungen, Erinnerungen

Auf dieser Seite werden nach und nach Erzählungen und Erinnerungen erscheinen, soweit noch welche vorhanden sind. Sie werden wohl Alltägliches, Lustiges, Interessantes, Trauriges oder Spannendes enthalten. Wichtig soll dabei ein bisschen erzählt werden, was so passieren konnte. Lassen Sie sich überraschen.
Um niemaden zu verunglimpfen werden Namen nur gekürzt angegeben. Ich bitte um Verständnis.
       
Di chlii Barriere
(die kleine Schranke)
EIN STÜCK MEINER AUTOBIOGRAFIE (und von Veltheim)
7c
Diese nur 2 Meter lange Bahnschranke am Apfelweg, vom Posten 7c aus bedient, hat sich durch den Schreiber dieser Seiten ungewollt ein Denkmal gesetzt. Wie das? Das erzähle ich Ihnen hier. (geschrieben im Kontext der 1960er Jahre)
Von meiner Kindheit verbrachte ich viel Zeit nur wenige Häuser von der Bahnlinie nach Hettlingen. Wenn ich im Garten spielte, hörte ich die Züge vorbeifahren oder ich rannte bis zur Juchstrasse vor, um die Züge zu sehen. Bei Tag und bei Nacht hörte man die grossen Glockensignale (Abläuteglocken) bis zu uns. Bei Tag meist nur jene vom 7b, bei Nacht auch noch andere.
Jeden Sonntag, so ziemlich genau um 14 Uhr, ging ich mit den Grosseltern auf den sonntäglichen Spaziergang. Fast immer führte uns der Weg die Ruhtalstrasse runter, dann in die Feldstrasse, durch das Dorfzentrum von Veltheim und hinauf auf den Wolfensberg und zur Chöpfi und dann entlang der Bahn wieder zurück.
Der Pünktlichkeit meines Grossvaters war es zu verdanken, dass kurz nach Beginn unseres Spazierganges ein Zug kam und wir deshalb vor der Barriere an der Feldstrasse anstehen mussten. Waren wir mal einige Minuten später dran, rannte ich voraus, denn ich wollte mir da nichts entgehen lassen. Zu jener Zeit nämlich, mussten die "Barrierenfrauen" (Wärterinnen) noch im Freien kurbeln. Es befand sich nur ein einfacher hölzerner Unterstand, der den Arbeitsplatz notdürftig deckte.
Der Unterstand stand sehr nahe am Gleis und nur vielleicht 2-3 Meter von einem der vier Schlagbäume der Barriere der Feldstrasse entfernt. Vier Kurbelstöcke waren vorhanden, zwei für die Feldstrasse und je einer für die Löwenstrasse und den Apfelweg. Einige Meter entfernt (da wo sich heute die Recyclingsammelstelle befindet) stand das eigentliche Wärterhäuschen wo sich die Wärterinnen in den Zugspausen befanden. Im Winter war das Häuschen beheizbar. Ein Pfirsichbaum spendete im Sommer ein wenig Schatten und im schmalen Landstreifen zwischen Wiesenstrasse und Gleis gediehen Blumen und Gemüse. Das Telefon und die Zugmeldeanlage (die es schon gab) befanden sich im recht düsteren Wärterhäuschen.
Man konnte draussen ganz leise das Pfeifen der Zugmeldeanlage vernehmen. Eine hohe, wenig gepflegte Thuja-Hecke grenzte diesen Platz von der Wiesenstrasse ab, doch neben dem erwähnten Schlagbaum klaffte eine etwa 1 Meter breite Lücke und man konnte den Frauen bei der Arbeit zusehen, was ich von ganz früh an mit viel Bewunderung tat. "Denn wie konnte eine Frau diese langen Stangen (Schlagbäume) einfach mit einer Kurbel runter oder hoch kurbeln ?". Für jemanden im Alter von 3 oder 4 Jahren fast ein Wunder!
Natürlich lernte man die guten Frauen auch mit der Zeit kennen. Da war die Frau E.F., die nicht ganz so oft dort war. Häufiger war Frau R.S. anwesend (beide Namen "der Redaktion" sehr gut bekannt). Es war im Herbst 1964, mein erster Bruder M., damals 2 Jahre alt, begann auch die langen rot-weissen Stangen zu bewundern, da erfuhren wir bei einem Sonntagsspaziergang von einer der Frauen: "Bald wird es ein neues Häuschen geben" und "auf der anderen Seite vom Gleis soll es entstehen!" Also musste bei jedem nachfolgenden Spaziergang nachgesehen werden, ob sich schon was tat. Nein, es wurde Weihnachten, dann Neujahr und es war in jenem Winter oft sehr kalt und gefroren.
Im Februar 1965, ich war einige Zeit nicht in Winterthur, fuhr ich wieder mit Eltern und Bruder zu den Grosseltern. Unser Weg führte uns vom Hauptbahnhof die Wülflingerstrasse runter, bis zur Kreuzung Tellstrasse, in die wir ja mussten. An dieser Kreuzung stösst auch die Feldstrasse zur Wülflingerstrasse und man sieht die gerade Strasse runter bis nach Veltheim. Natürlich musste ich auf dem Weg zu den Grosseltern die Feldstrasse runter schauen und was sah ich da: "ein weiss-blaues ganz neues Häuschen!". Da war für mich klar, ich musste es von der Nähe sehen!
Zuerst war aber Mittagessen angesagt, doch schon da gab es für mich nichts wichtigeres als "i will s'Hüüsli gseh" (ich will das Häuschen sehen). Aber offenbar hatten Eltern und Grosseltern aus irgendwelchen anderen Gründen heute keine Zeit einen Spaziergang zu unternehmen. Für mich grenzte dies an eine Katastrophe, meinen Bruder schien dies nicht so zu beschäftigen. Doch Grossvater fand - wie immer - auch da eine Lösung. Er ging ein Stockwerk höher, zur Mieterin Rosa H.; Rosa kannte ich ja nur zu gut, denn sie wohnte für meine Verhältnisse "schon immer" dort und es waren nicht nur ihre selber gebackenen Kekse oder die Himbeer-Bonbons in der schwarzen Dose mit den kleinen Blümchen drauf, welche die Besuche bei Rosa immer interessant machten. Und - Rosa war für nahezu alles zu haben.
Also war klar, um 14 Uhr ging ich mit Rosa in Richtung Barriere Feldstrasse. Es war zwar bitterkalt, aber es lag nur wenig Schnee.
Nicht lange - und wir standen vor dem neuen Häuschen. Die Kurbelstöcke befanden sich nicht mehr auf der Seite der Wiesenstrasse und sogar der Unterstand war bereits nur noch ein Stapel Holz geworden.
Natürlich hoffte ich insgeheim zu sehen wie es im neuen Häuschen aussieht. Aber ich getraute mich gar nicht zu fragen, aber Rosa schien genau zu wissen was ich wollte - ohne dass ich nur ein Wort sagte.
Sie packte mich an der Hand (Feinheit war nicht Rosa's Markenzeichen) und ging mit mir ums Häuschen rum, die 2 Stufen hoch und geradeaus zur Türe, die sie ohne anzuklopfen öffnete und eintrat. Im ersten Moment verspürte ich etwas Furcht und doch überwog dann die Neugierde.
Frau E.F. erschien aus dem hinteren Raum - dem Aufenthaltsraum und fragte erstaunt was wir wollten. Rosa hatte sehr schnell erklärt, warum wir hier sind. Na ja und Frau E.F. kannte mich ja vom Zuschauen schon. Wir erfuhren, dass die Kurbelstöcke erst grad in der vergangenen Nacht hier montiert und die Seilzüge der Barrieren angehängt wurden. Deshalb war noch nicht mal der ganze Boden im Bedienungsraum fertig verlegt. Sogar eine ganz neue Zugmeldeanlage wurde installiert. Nebst dem bekannten Pfeifton (Summer genannt) wurde ein neuartiger Wecker angebracht, der machte nicht mehr tick-tick-tick, sondern heulte auf. Wie "Indianer-Laute" wurde dieser Ton bezeichnet, der bald zu etwas Unmut bei den Nachbarn führte. Für mich war es faszinierend mal aus einem Häuschen den Zügen zuzusehen. Das Tock-tock-tock am Kurbelstock der Löwenstrasse-Barriere schien hier drinnen noch dumpfer zu tönen, als vormals im Freien.
Einige Züge später geschah etwas für mich unglaubliches: Frau E.F. fragte, ob ich mal die kleine Barriere (Schranke am Apfelweg) selber kurbeln möchte!!! Nein zu sagen kam da gar nicht in Frage. Doch erst musste ein Test gemacht werden, ob ich denn an der Kurbel bis ganz obenhin komme. Es fehlten einige Zentimeter, auch wenn ich mich noch so anstrengte. Doch Frau E.F. wusste Rat. Sie holte den kleinen Mülleimer (es gab von den metallenen "Ochsner"-Eimern auch eine vielleicht 50 cm hohe Version). Sie stellte ihn vor den Kurbelstock der Apfelweg-Barriere, bei der Türe. Siehe da, ich konnte so die ganze Kurbeldrehung machen und sah sogar zur Barriere hin.
Als dann ein Zug aus Richtung Winterthur kam und dieser die Löwenstrasse und die Feldstrasse passiert hatte und Frau E.F. beide Schranken geöffnet hatte, kam meine Person zum Zug. Natürlich führte die Wärterin meine Hand, denn man musste ja nicht nur die Umdrehungen machen, sondern gleichzeitig die Kurbel zu sich hin ziehen und nicht loslassen! Doch es klappte und ich durfte noch zwei- oder dreimal mithelfen und zu guter Letzt liess sie mich einmal die Barriere ganz alleine öffnen (!!!) - nicht ohne ihre Hand immer eingriffsbereit zu haben. Ist ja klar. Ich war erst 5 1/2 Jahre alt!
Aber dieser Sonntag im Februar 1965 war ein Schlüsselerlebnis der besonderen Art.
Später folgten immer wieder Besuche bei den Frauen vom 7c, aber ich lernte auch Wärterinnen im 7a, 7b, 7d und dann auf anderen Posten kennen. Auch mein Bruder M. war eine Zeit lang vom "Barrierenvirus" befallen. Er hatte auch einige Male eine Kurbel in der Hand, jene vom Apfelweg natürlich auch!
Bei mir wurde Barrierenwärter (meist als Ablöser/Aushilfe) sogar einer meiner Berufe (es kamen auch bahnfremde Berufe hinzu) und im 15d Glarisegg wurde es sogar zur Vollzeitanstellung bis zur dortigen Automatisierung. M. besuchte mich auch einige Male in der Glarisegg und konnte dort auch mal eine Kurbel in die Hand nehmen. Sogar meine Oma versuchte sich daran - und sie machte es gut, dass sie ohne weiteres Barrierenwärterin hätte werden können....
Mehrere Jahre später kam ich wieder auf diesen Beruf zurück, ab Mitte der 1990er Jahre arbeitete ich - und dies mit einigen Unterbrüchen bis heute (2023) - im Posten 98a Neuthal beim DVZO.
Bereits in den 1980er Jahren entstand das Projekt etwas zur Erinnerung an das Barrierenpersonal und die mal unzähligen Posten zu machen. Ein Buch auf Papier war geplant, doch die Finanzen reichten dazu nie aus. Zum Glück muss heute so etwas nicht um jeden Preis auf Papier erscheinen und deshalb entstanden diese Seiten - die wohl nie ganz fertig werden.
Das Bild oben zeigt die hier erwähnte Barriere am Apfelweg unweit des Postens 7c in Winterthur-Veltheim. Das Bild wurde von mir etwa 23 Jahre und 8 Monate nach meiner ersten Kurbelumdrehung, nämlich im Oktober 1988, am Tage vor der Automatisierung der Barrieren zwischen Winterthur und Hettlingen gemacht.
Samuel Rachdi

Nachtrag: Bei meinem Bruder M. wirkte der "Barrierenvirus" ein wenig anders. Als es die alten Barrieren noch gab, war es für ihn ein Vergnügen aus dem Zugfenster zu schauen und die neben dem Gleis verlaufenden Seilzüge zu beobachten. Dabei sagte er dann in schneller Folge "de Draht, de Draht, de Draht.... d'Barriere" wenn dann die Barriere folgte oder "de Draht, de Draht, de Draht.... s'Hüsli" wenn dann ein Posten folgte. Solche Szenen bleiben unvergessen... später hielt zeichnerisch einige Barrierenszenen fest....


7e

Der Kinderwagen

Es war in den späten 1960ern. Zwischen den beiden Schranken des Posten 7e, Talhofweg und Weinbergstrasse, befanden sich auch noch zwei unbeschrankte Fusswegübergänge (heute sind beide mit automatischen Schranken gesichert). Die beiden Übergänge dienten Anwohnern und Spaziergängern, die zu den weiter oben liegenden Weinbergen und zum Wald (bei der "Chöpfi") wollten. In der Regel pfiffen hier die Züge auch nicht, da die Strecke ja gut einsehbar war.

Doch es geschah an einem Sonntag zu jener Zeit. Es war trockenes Wetter und Spaziergänger waren unterwegs. So auch eine Frau, die einen Kinderwagen schob. Sie kam von unten her zum östlicheren der zwei mit Andreaskreuzen markierten Übergänge und wollte wohl danach nach links in den Parallelweg neben dem Gleis. Dabei geriet sie mit einem Rad des Kinderwagens in die Rille einer der zwei Schienen. Das Rad verkantete sich. Die in einiger Entfernung befindliche Schranke am Talhofweg war zu jenem Zeitpunkt bereits eine Weile gesenkt, da sich ein Zug aus Winterthur näherte. Die Frau versuchte verzweifelt den Kinderwagen freizubekommen, aber in der Nervosität gelang ihr dies nicht. Die Wärterin im etwas entfernten Posten sah mit Schrecken was passiert ist, konnte aber nur aus dem Fenster schreien: „weg vom Gleis!“ In der Ferne war der herannahende Zug schon zu hören und als die Lok den Übergang Talhofweg erreichte, reagierte der Lokführer mit einem langen, markerschütternden Pfiff. Erst da realisierte die Frau die Gefahr, riss das Kind aus dem Wagen und sprang vom Gleis weg und unmittelbar danach wurde der Kinderwagen von der Lok erfasst. Für alle Beteiligten waren dies extreme Momente von Stress und Panik, doch zu guter Letzt überlebten alle. Allerdings musste die Frau einen neuen Kinderwagen kaufen...

Erzählung der Wärterin, rund 10 Jahre später
 

7e

„Lausbubenstreich“

Schlagzeilen in der örtlichen Tageszeitung machte ein Zwischenfall beim Posten 7e. Ein als „Lausbubenstreich“ genannter Fall, der heute eher unter das Kapitel Sabotage fallen würde.

Es geschah in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre, als mein Grossvater mir aus der Zeitung vorlas: „In der Frühe, als der erste Zug fällig war, wollte die Wärterin des Barrierenpostens bei der landwirtschaftlichen Schule Wülflingen die Barrieren am Talhofweg und an der Weinbergstrasse senken. Während die Anlage an der Weinbergstrasse ordnungsgemäss funktionierte, tat sich an der Barriere Talhofweg nichts. Im Gegenteil, die Reaktion des Seilzuges war an der Kurbel nicht einmal zu spüren. Die Barriere liess sich nicht senken! Die Distanz bis zum Talhofweg war jedoch zu gross und die Wärterin konnte nicht hinrennen, um mit der roten Fahne den Übergang abzusichern. Folglich nahte der Zug mit lauten Pfiffen. Einmal vorbeigefahren, begab sich die Wärterin entlang des Geleises zum Talhofweg. Mit grossem Schreck musste sie feststellen, dass der Seilzug einige Meter von der Barriere entfernt durchgeschnitten war!“ Wer war das? Diese Frage wurde leider nie beantwortet.

Text damals vorgelesen durch Walter H., Winterthur und Jahre später erfuhr ich auch direkt von einer Wärterin davon

     

15d

Das Auto unter der Kurve

Es war an einem Samstagabend im Januar 1982. Die Hauptstrasse von Mammern nach Steckborn war leicht mit Eis bedeckt. Der Autoverkehr bewegte sich den Umständen entsprechend mit eingeschränkter Geschwindigkeit. Es war nach 20 Uhr und die Zugmeldeanlage meldete eine baldige Zugfahrt ab Mammern. Nun, die beiden unteren fernbedienten Barrieren senkte ich schon bei Meldung „Grün“, obwohl der Zug noch in Mammern stand. Während ich auf das rote Signal an der Meldeanlage wartete, welches mir die Ausfahrt des Zuges anzeigte, stand ich, die Kurbel schon in der Hand, bereit um die Barriere an der Hauptstrasse zu senken. Vier Autos mit einheimischen Nummernschildern überquerten das Gleis. Unmittelbar dahinter folgte ein roter Wagen mit einem „KN“-Nummernschild. Doch dieses Auto folgte nicht den anderen in Richtung Steckborn, sondern bog zum Posten ab und kam unmittelbar am Fusse der Treppe zum Häuschen zu stehen. Ein junger, sichtlich aufgeregter Autofahrer entstieg dem Wagen und fuchtelte mit den Armen. Ich öffnete die Türe und er rief: „da unten liegt ein Auto auf dem Gleis!“ „Wo genau?“ war meine Frage. „Grad unterhalb der 90° Kurve, wo das Gleis tiefer als die Strasse liegt!“ kam zur Antwort. Was konnte ich machen. Den Zug aufhalten! Noch hatte ich Meldung „Grün“. Also ergriff ich den Telefonhörer und kurbelte wie verrückt das Kollektivrufzeichen ___________ (sehr langes Kurbelzeichen!), in der Hoffnung der Fahrdienstleiter in Mammern gehe ans Telefon. 

Doch es war die Kollegin vom Posten 15c in Mammern. „Was ist los?“ fragte sie. „Ein Auto liegt auf dem Gleis, der Zug darf nicht kommen!“ rief ich ins Telefon. Geistesgegenwärtig begann meine Kollegin ihre Barriere wieder zu öffnen. Eigentlich streng verboten. Doch beim Posten 15c waren die Barrieren mit dem Signal verbunden. So fiel das Ausfahrsignal im Bahnhof Mammern wieder auf Rot zurück. Dies gerade in dem Moment, als der dortige Fahrdienstleiter dem Zug den Abfahrbefehl geben wollte. Natürlich rannte er sofort ans Telefon und rief in dieses „was macht ihr da?“. Umgehend konnte ich die Situation schildern. Darauf veranlasste der Fahrdienstleiter alles notwendige, damit Polizei und Sanität zur Unfallstelle kamen – was damals noch eine recht lange Zeit dauern konnte. Diese Zugfahrt und alle übrigen an jenem Abend wurde abgesagt und wir mussten jeden Zug als „Ausfall“ im Tagebuch vermerken.

Wie mir die Polizei hinterher berichtete, waren alle vier Insassen des verunfallten Autos relativ stark alkoholisiert. Da sie auf dem geraden Strassenstück nach dem Bahnübergang bei mir zu viel beschleunigten, schafften sie es nicht, auch wegen der gefrorenen Fahrbahn, die 90° Kurve zu fahren und sausten über die Leitplanke hinweg auf das Gleis, wobei sich das Auto einmal drehte und auf dem Dach landete. Zwei Insassen wurden aus dem Auto geschleudert, wovon einer am Seeufer sass, der andere im Schock auf dem Gleis in Richtung Mammern lief. Die anderen zwei befanden sich noch im Auto, waren aber mehr geschockt, als ernsthaft verletzt. Dem Fahrer wurde am Ort des Unfalls der Führerschein entzogen.

S.R. damals in Mammern

 

Es geschah 1955, die Barrierenwärterin und der König

Versetzen Sie sich ins Jahr 1955, besser gesagt am Sonntag 6. November 1955.
Der täglich verkehrende Zug 4968 ab Seuzach um 13.30 Uhr, mit Halt in Reutlingen wurde auch im Posten 8a in Oberwinterthur erwartet.
Im 8a arbeitete Frau G. H. als Ablöserin, da die sonst um diese Zeit anwesende Wärterin ihren freien Tag hatte.
Frau H. hatte bereits die Barrieren am Stofflerenweg und an der Hegmattenstrasse und jetzt auch an der Frauenfelderstrasse gesenkt, stand aber noch an den beiden Kurbeln der Frauenfelderstrasse. Es war ein nass-kalter Tag, kein Vergnügen hier im Freien zu sein. Bis zur Durchfahrt des Zuges dauerte es noch einige wenige Minuten.
Plötzlich näherte sich aus Richtung Wiesendangen ein Auto mit hoher Geschwindigkeit und auf der nassen Strasse schleuderte es ganz schön. Frau H. sah es kommen und vermutete - mit Recht - dass es der Fahrer des Wagens nicht schaffen kann, vor dem Übergang anzuhalten.
Geistesgegenwärtig packte die Wärterin die Kurbeln und begann diese im Gegenuhrzeitersinn  zu drehen, damit sich die Barrieren ein Stück weit hoben. Das Auto sauste unten durch und als es die andere Seite des Überganges erreichte, kurbelte sie unverzüglich wieder in die Gegenrichtung, um die Schlagbäume  wieder zu senken. Momente mit Herzklopfen waren das...
Kurz danach fuhr der Zug in Richtung Bahnhof Oberwinterthur durch.
Als die Wärterin jedoch kurz darauf eine Belohnung für dieses beherzte Vorgehen bekam, erfuhr sie erst, wen sie da "durchschlüpfen" liess.
Es war König Paul von Griechenland mit seiner Frau Königin Fredericke, die von Konstanz nach Zürich unterwegs waren.
Sie hatte dem Königspaar unbewusst das Leben gerettet und wurde, zu ihrem Staunen, fürstlich dafür belohnt.
(was sie genau bekam bleibt ein Geheimnis)
aus verschiedenen Quellen, sowohl dienstlichen, als auch persönlichen verschiedener Personen

 

Übergang Pflanzschulstrasse (Posten 9c, Winterthur)

Erinnerung eines Kantonsschülers von damals

Da fing doch eines Tages unsere Bubenklasse im 1. Gymi (1956) einen (Buben-)Klassenarrest ein. 

Der Grund dazu: Wir mussten jeweils mitten in einem Halbtag drin zum Schwimmen vom «Lee» (dem alten, östlichen Kanti-Schulhaus) ins Geiselweid-Schwimmbad hinüber. Die Winterthurer fuhren mit dem Velo hin. Wie es die Auswärtigen ohne Velo machten, weiss ich nicht. Unser Turnlehrer schaute sehr auf Pünktlichkeit.

Oft war die Barriere an der Pflanzschulstrasse der «Vierspurigen» geschlossen. Einmal warteten wir lange vor der Barriere, plötzlich ging sie in die Höhe und wir strömten hinüber  –  begleitet von einem lauten Schimpfen der Barrierenwärterin. Erst nachträglich erfuhr ich (und ein grosser Teil der andern), dass offenbar ein Klassenkamerad die Barriere von Hand angehoben hatte (sicher, ohne zu realisieren, dass dies für uns alle lebensgefährlich war). Die Barrierenwärterin meldete den Vorfall dem Rektorat, darum gab es danach den Klassenarrest. 

H.H. damals aus Winterthur (der Redaktion persönlich bekannt)

Dies war ein Zwischenfall, wie er an den verschiedensten Bahnübergängen (nicht nur in Winterthur) nicht selten vorkam.



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