WINTERTHURER BARRIEREN UND BAHNÜBERGÄNGE
WAS ES MAL GAB UND DAVON NOCH EXISTIERT, EINE UNGESCHRIEBENE GESCHICHTE
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STRECKE GRÜZE - SEEN - SENNHOF-KYBURG - KOLLBRUNN
Am 4. Mai 1875 nahm die Tösstalbahn den Betrieb von Grüze (heute Winterthur-Grüze) nach Bauma auf. Erst 7 Jahre später besass sie ihr eigenes Gleis in den Hauptbahnhof Winterthur, welches südlich des Geleises der Linie Winterthur - St. Gallen erstellt wurde.
Der Bahnhof Grüze war zuerst Umsteigepunkt für Fahrten bis Winterthur, doch es fand sich bald eine Vereinbarung mit den Vereinigten Schweizerbahnen VSB, um Winterthur zu erreichen.
Zuerst verläuft das Gleis gradlinig aus dem Bahnhof Grüze in südöstlicher Richtung, zwischen den Hügeln Wurmbühl und Hegiberg verläuft sie in südlicher Richtung und steigt auf einem Bahndamm merklich an.
Nach 1,9 Km ab Grüze und einem Höhenunterschied von 16 Metern, wird der Bahnhof Seen (Winterthur-Seen) erreicht.
Dann führt das Gleis leicht nach Südosten und im Grüntal, unterhalb von Oberseen, süd- und kurz danach eher südwestwärts auf einem unterschiedlich hohen Damm. Dann erreicht die Strecke in einem Einschnitt den Seener Buck, der eine lokale Wasserscheide zwischen Eulach (im Norden) und Töss (im Süden) bildet. Die beiden Wasserläufe treffen sich erst in Wülflingen. In einer Doppelkurve wird der Buck verlassen und auf einem recht hohen Damm die Station Sennhof-Kyburg (2,8 Km und 16 Meter höher, ab Seen) erreicht. Sennhof ist heute ein Vorort von Winterthur, er kam zusammen mit Seen 1922 mittels Eingemeindung zur Stadt. Kyburg war lange eine selbständige Gemeinde, deren Dorf und Schloss in einer Entfernung 145 Meter höher liegt. Heute gehört Kyburg zur Gemeinde Illnau-Effretikon.
Noch immer auf dem Damm verlässt die Bahnstrecke Sennhof-Kyburg und führt auf einer relativ engen Kurve durch den Engpass zwischen Hohwart-Hügel und der Töss dann südostwärts nach Kollbrunn. Im genannten Engpass wird auch die Gemeindegrenze zwischen Winterthur und Zell überquert.
1951 wurde die Strecke elektrifiziert.
In den Folgejahren wurden immer mehr Industrien und Gewerbe im Bereich Grüze angesiedelt und schon 1953, mit dem Ausbau der Linie nach St. Gallen (bzw. nur noch bis Räterschen) auf Doppelspur, verschwanden viele dortige Bahnübergänge. Die Seenerstrasse wurde 1960-1965 ausgebaut und bekam etwa 1970-1972 auch an der Linie nach Seen eine Unterführung. Später wurde zwischen Seenerstrasse und Etzbergstrasse eine Unterführung für Radfahrer und Fussgänger im Bereich "Hölderli" gebaut (etwa 1982-1984). Auf Ende der 1950er Jahre fällt der Bau der Unterführung an der Industriestrasse, um eine alternative, bahnübergangslose Strasse von der Stadt nach Osten zu erhalten.
Heute verkehrt die S-Bahn Linie 26 auf dieser Strecke und zusätzlich die S11 bis Sennhof-Kyburg (und teilweise weiter bis Wila).
Die Strecke ist einspurig. Im Bereich Grüze liegen noch einige Anschlussgeleise, wovon jedoch nicht mehr alle genutzt werden. In Seen und Sennhof bestehen Kreuzungsgeleise. Das Kreuzungs- und Ladegleis in Sennhof wurde in den 1980ern abgebaut und später, zur Intensivierung des S-Bahnverkehrs, wurde das Kreuzungsgleis mitsamt Aussenbahnsteigen wieder aufgebaut.
Die Bahnstrecke wies zahlreiche Bahnübergänge auf, wobei sehr viele unbewacht waren:
. St. Gallerstrasse (Barrierenanlage), noch vorhanden
. Zufahrt zu den VOLG-Lagerhäusern, (Barrierenanlage), nicht mehr vorhanden
. ohne Namen, unbewacht, Zufahrt zu Industrien, nicht mehr vorhanden
. Industriestrasse, unbewacht, heute Unterführung
. Seenerstrasse, vermutlich unbewacht (existierte mal eine Blicklichtanlage?), heute Unterführung
. Im Bereich Wurmbühl gab es zeitweise 1 bis 2 weitere unbewachte Übergänge zur Erschliessung der Schrebergärten, alle nicht mehr vorhanden
. Etzbergstrasse, hier war immer eine Unterführung, da die Bahn auf einem Damm verläuft
. Arbergstrasse, (Barrierenanlage), noch vorhanden
Bahnhof Seen
. Grüntalstrasse, (Barrierenanlage), nicht mehr vorhanden, ersetzt durch die Unterführung der Landvogt-Waser-Strasse
. Bachwiesenstrasse, unbewacht, nicht mehr vorhanden
. Oberseenerstrasse, unbewacht, (existierte mal eine Blinklichtanlage?) nicht mehr vorhanden
. Weierstrasse, unbewacht, nicht mehr vorhanden
Hier befand sich einst die Haltestelle Gotzenwilerstrasse (nicht mehr vorhanden)
. Eidbergstrasse, war stets Überführung, da die Bahn hier im Einschnitt verläuft
. Ibergstrasse, einst unbewacht, später mit Blinklichtanlage, heute automatische Barrierenanlage
- Wirtschaftsweg, stets Unterführung da Bahn auf Damm
Bahnhof Sennhof-Kyburg
Danach keine Übergänge mehr auf Winterthurer Gebiet
Der Posten 9f
Obwohl recht viele Übergänge an der Tösstaler-Strecke lagen, so war man mit der Bahnübergangssicherung recht sparsam. Von Beginn an bestand ein Posten an der St. Gallerstrasse. Vermutlich um 1900 oder spätestens mit der Verstaatlichung wurde dieser mit dem Posten an der Talackerstrasse an der St. Galler-Linie zusammengelegt. Mit der Installation von Barrieren mit Seilzugsystem (in der Regel Typ Bruchsal) erhielt auch die Zufahrt zu den VOLG-Lagerhäusern einen Bahnübergang, der ebenfalls vom 9f aus bedient wurde.
Nach Mitte der 1970er Jahre kam der Ausbau der Müllverbrennungsanlage Winterthur, wozu auch die Lagerhäuser entfielen und der entsprechende Bahnübergang an deren Zufahrt geschlossen wurde. In der Folge wurden die beiden anderen Barrierenanlagen des Postens 9f automatisiert. (Weiteres siehe nachfolgend)
 
9f
Wie oben erwähnt, war Posten 9f der einzige auf dem Abschnitt Grüze - Kollbrunn der Tösstalbahn. Dieses Bild auf den Archiven Winterthurs aus dem Jahr 1960 zeigt die Situation, wie sie wohl noch gut 15 Jahre lang bestand. Das Postenhäuschen dieses Typs wurde vermutlich in den 1950er Jahren aufgestellt. Die St. Gallerstrasse war stets verkehrsreich, sei es noch zur Zeit der Fuhrwerke oder später nach der Zunahme des motorisierten Verkehrs. Denn lange Zeit war die Hauptstrasse hier der einzige Weg nach St. Gallen. Erst im September 1968 wurde die Autobahn A1 von Winterthur nach St. Gallen eröffnet. Der Strassenverkehr blieb jedoch immer recht dicht, da die Motorisierung auch in den näher gelegenen Gemeinden, wie Elsau und Elgg zunahm. Dieses Bild wurde vermutlich nach einem kleineren Unfall aufgenommen. Die Strasse scheint gefroren zu sein und ein Fahrzeug, aus Richtung Elsau kommend, konnte nicht rechtzeitig bremsen, weshalb das Hängegitter des rechten Schlagbaumes in Mitleidenschaft gezogen wurde. Es beweist auch, wie gut ausgewogen die Schlagbäume im Vergleich mit dem Gegengewicht waren. Obwohl nur einige Gitterstäbe fehlen, lassen sich die beiden Schlagbäume vorne nicht mehr ganz waagerecht senken! Interessant ist noch die Anordnung der mit roten Lichtern versehenen Warndreiecke. Rechts ist es von der St. Gallerstrasse aus gut einsehbar, jenes links leuchtet jedoch in Richtung der hier einmündenden Talackerstrasse, denn jene Bahnschranke liegt nur gerade mal knappe 30 Meter entfernt.
Foto mit freundlicher Genehmigung: winbib; Winterthurer Bibliotheken, Sammlung Winterthur
, Signatur 
041995  
Arberg
Winterthur-Seen Arbergstrasse am 01.12.1990. Von Grüze herkommend existiert noch heute hier eine - aber automatische - Barrierenanlage. Wie beim Posten 9f (siehe oben) existierte auch hier eine Dreiviertelsschranke. Bei jedem Schlagbaum befand sich eine Wippscheibe und beide Schlagbäume rechts vom Fotografen aus, hatten eine Glocke. Da sich die Strasse auf der anderen Seite des Geleises in zwei Richtungen teilt, ist der Übergang dort breiter, als bergseitig, der Seite des Fotografen. Beide Schlagbäume mit Läutwerk sind je 8 Meter lang, der dritte Schlagbaum kommt auch noch auf 4 Meter. Der Antrieb erfolgte über eine elektrische Winde die sich gegenüber der Station befand (links, man sieht ein Stück des Seilzuges dorthin). Mit der Modernisierung der Station Seen und deren Fernsteuerung ab Anfang der 1990er Jahre, wurde die Barrierenanlage durch eine automatische Anlage des Typs Integra/ASSA ersetzt.
Foto mit freundlicher Genehmigung: winbib; Winterthurer Bibliotheken, Sammlung Winterthur, Signatur FotLB_002915
Grüntal
Winterthur-Seen, Grüntalstrasse im Sommer 1985. Urs Naef fotografierte damals den wohl längsten Schlagbaum in Winterthur. Dieser Übergang befand sich in Richtung Sennhof, noch auf Stationsgebiet von Seen. Der nähere Schlagbaum mass rund 10 Meter, jener auf der anderen Seite immerhin 13 Meter. Bemerkenswert  am 13-Meter-Schlagbaum ist auch das Warndreieck. Da die Grüntalstrasse praktisch parallel zu den Anlagen des Bahnhofes verläuft, musste dieses so angebracht werden, dass es die Strassenbenutzer sehen konnten. Diese Situation bestand noch bis etwa 1989/1990, als im Zuge der Modernisierung der Strecke und deren Sicherungsanlagen dieser Übergang entfiel, denn unweit von hier (nach links) wurde eine grosse Unterführung gebaut, damit die Trolleybuslinie (heute Linie 3) nach Oberseen aufgebaut werden konnte.  1972 wurde bereits eine kleine Unterführung nur für Fussgänger und Radfahrer im Bahnhofsbereich Seen gebaut. Die Gewerbehalle ganz rechts und die drei älteren Häuser stehen nicht mehr. Neue Wohnblocks wurden anstelle der Häuser gebaut, aber die riesige Birke steht noch heute! 


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